Schlaf – das leidige Thema Nr. 1 aller Eltern mit Babys und kleinen Kindern. Denn ein Kind schläft nicht durch, zumindest in den allermeisten Fällen. Das Schlafverhalten unserer Kinder ist so individuell wie deren Charakter. Es gibt Babys, die schon mit wenigen Wochen durchschlafen und gestandene Kindergartenkinder, die mit dem Durchschlafen immer noch Schwierigkeiten haben. All das ist normal! Durchschlafen lernen ist ein langer, schwieriger Prozess, in dem man nicht versuchen sollte, irgendetwas zu erzwingen. Aber es gibt ein paar Tipps und Hilfen, die bei meinen Kindern kleine Wunder bewirkt haben und vielleicht helfen sie dir auch.
„Dein Kind schläft nicht durch – also machst du etwas falsch?!“
Schläft das Kind nicht durch, wird der „Fehler“ gerne bei den Eltern gesucht. Diese Meinung ist immer noch weit verbreitet und ich gebe zu, dass ich diesen Gedanken auch einmal hatte. Meine Tochter war pflegeleicht und hat schon mit wenigen Wochen satte acht (!) Stunden nachts geschlafen, sodass ich als frischgebackene Stillmutti kaum wusste, wohin mit der Milch. Und natürlich schrieb ich diesen Erfolg mutig meinen intuitiven Mutterinstinkten zu. Hahaha, war ich naiv. Denn dann kam mein Sohn und belehrte mich eines Besseren. Mein Sohn bekam dasselbe Bett wie meine Tochter, dieselbe Wäsche, dieselbe Milch. Ich sang dieselben Lieder, brachte ihn mit derselben Routine ins Bett und trotzdem war er die ersten zwei Lebensjahre ein grottenschlechter Schläfer. Aber kurz vor seinem zweiten Geburtstag scheint er den Dreh raus zu haben und endlich kehrt Ruhe ein.
Tipps und Tricks, wenn dein Kind nicht durch schläft
Voraussetzung zum Ein- und Durchschlafen ist, dass dein Kind tagsüber geistig wie körperlich angeregt war und der Mittagschlaf zeitig und altersgerecht stattgefunden hat, sodass es abends müde ist. Manche Eltern überschätzen den Schlafbedarf ihrer Kinder maßlos und wundern sich dann, wenn das Kind nicht gut ein- und durch schläft. Es gibt hier eine einfache Infografik, die den durchschnittlichen Schlafbedarf aufzeigt. Hier siehst du den Gesamtschlafbedarf über 24 Stunden, d.h. der Mittagsschlaf muss hiervon zur Errechnung des Nachtschlafs abgezogen werden. Und natürlich gilt dies nur als Orientierung.
Im Internet liest man viel über Schlaflernprogramme in jeder Intensitätsform und ich kenne verzweifelte Eltern, die es in ihrer Not getestet haben. Ich selbst habe mich dagegen entschieden und würde auch niemandem dazu raten. Aber ich verurteile auch niemanden, der das ausprobiert, denn Schlafmangel ist wirklich eine Foltermethode. Bevor du jedoch zu so einem Mittel greifst, weil dein Kind nicht durch schläft, kannst du es mit nachfolgenden Hilfen probieren, vielleicht geht es damit auch schon etwas besser. Los geht’s:
Schnuller – und zwar viele
Wenn dein Kind keinen Schnuller nimmt, lies gleich den nächsten Tipp. Wenn du aber ein Schnullerkind hast, wird es diesen auch zum Einschlafen brauchen. Die meisten Kinder spucken den Beruhigungssauger im Schlaf aus, brauchen ihn aber wieder, wenn sie im Halbschlaf erwachen, um wieder einzuschlafen. Nach einigen Monaten wird dein Baby bereits in der Lage sein, sich einen Schnuller in Greifnähe selbst zu schnappen und wieder in den Mund zu stecken. Es empfiehlt sich also, das Kind mit mehreren Schnullern ins Bett zu bringen. Dadurch steigerst du die Chance, dass dein Schnullerkind sich im Halbschlaf einfach selbst hilfst, ganz enorm.
Wasser trinken nach Bedarf
Viele Kinder haben nachts Durst. Damit du nicht nachts zum Wasserträger wirst, stelle deinem Kind ein Wasserfläschchen zur Verfügung, an dem es sich nachts selbst bedienen kann. Wichtig ist natürlich, dass es nicht ausläuft und dein Kind auch entspannt im Liegen etwas trinken kann. Die NUK First Choice+ Trinklernflaschen eignen sich dafür hervorragend.
Bitte unbedingt nur Wasser anbieten, keine Tees oder Saftschorlen. Nach dem abendlichen Zähneputzen sollte nichts angeboten werden, was die Zähne angreift und es sollte ausschließlich ein Durstlöscher sein, nichts mit Geschmack, was das Kind anregt, mehr zu trinken, als es möchte. Es soll schließlich schlafen und eine übervolle Windel ist dabei auch nicht förderlich.
Kuscheltier – mit emotionaler Bindung
Alleine im Bett kann es für kleine Kinder ganz schön beängstigend sein. Wie schön, dass es Kuscheltiere gibt. Hilf deinem Kind dabei, einen Bezug zu einem Kuscheltier herzustellen. Sobald es eines ins Herz geschlossen hat, wird es sich weniger alleine Fühlen. Das Lieblingskuscheltier braucht natürlich einen Namen und es hilft, anfangs selbst mit dem Kuscheltier zu schmusen, das Tierchen zu bewegen, ihm vielleicht eine lustige Stimme zu geben und dem Kind immer wieder zu erzählen, wie toll man damit schlafen kann. Dann kann dieses eine Kuscheltier der ständige Begleiter ins Träumeland werden. Vermeide aber, dein Kind mit vielen Plüschtieren zusammen ins Bett zu stecken. Das kann in der Nacht stören oder die nächtliche Schnullersuche deines Kindes erschweren.
Gitterbett abpolstern
Für viele Gitterbetten gibt es sogenannte Nestchen. Im Babyalter sind diese recht umstritten, weil sehr kleine Babys sich daran vielleicht das Näschen plattdrücken und die nächtliche Atmung erschwert wird. Für größere Kinder kann das Gitterbett aber zur Herausforderung werden. Unsere Tochter hat sich eine Zeit lang im Schlaf so viel bewegt, dass sie sich regelmäßig den Kopf stark angestoßen hat. Jede Nacht! Und ein Kind, was sich im Schlaf weh tut, schläft natürlich nicht durch. Irgendwann haben wir es über die Kamera unseres Babyphones beobachtet, das Problem verstanden und konnten dann Abhilfe schaffen. Die meisten Nestchen umfassen nur den vermeintlichen Kopfbereich. Wer ein Kleinkind hat, weiß, das in deren Schlaf der „Kopfbereich“ ein weit gefasster Begriff ist, weil Kinder sich gerne im Schlaf Drehen und Wenden. Wir haben kurzerhand das ganze Gitterbett rundherum mit Isomatte ausgepolstert. Das Problem war sofort behoben und sie hat selig durchgeschlafen.
Ein zweiter Vorteil ist, dass Schnuller so nicht mehr durch die Gitterstäbe hindurch aus dem Bett herausfallen können und dadurch in Reichweite deines Kindes bleiben!
Dezentes Nachtlicht
Es gibt die abgefahrendsten Nachtlichter, die so toll und spannend sind, dass auch ich kein Auge zu machen würde. Ganze Planetenwelten projizieren sich da an die Kinderzimmerdecke, wie soll ein Kind da zur Ruhe kommen?
Ein Nachtlicht sollte deinem Kind dabei helfen, sein Umfeld auch im Dunkeln zu erkennen, sodass es sich orientieren und seine vertraute Schlafumgebung erkennen kann. Alles andere ist Spielerei und hilft vielleicht, abends zur Ruhe zu kommen, aber wenig beim Einschlafen und sicherlich nicht beim Durchschlafen. Ein günstiger LED Stecker an der Steckdose, mit einem einheitlichen, rötlichen Licht ist hier völlig ausreichend. Rötliches Nachtlicht ist gegenüber weiß und blau zu bevorzugen, weil es ähnlich wie bei natürlichem Dämmerlicht des Abendrots die Produktion des Schlafhormons Melatonin anregt und damit beruhigend wirkt.
Die Bedingungen, die du deinem Kind zum Einschlafen bietest, wird es auch zum Durchschlafen brauchen. Wenn es beim leichten Aufwachen in der Nacht bemerkt, dass sich gegenüber der Einschlafphase etwas geändert hat (keine Musik, verändertes Licht), wird es ganz wach werden, um die Veränderung wahrzunehmen. Wenn alles genauso langweilig ist wie beim Einschlafen, lohnt sich das Wachwerden in der Nacht auch weniger.
Dein Kind schläft nicht durch? Wie schläft es denn ein?
Alleine einschlafen – die Königsdisziplin des Kinder-ins-Bett-Bringens! Wenn dein Kind das schafft, ist das Durchschlafen zum Greifen nahe. Denn Durchschlafen bedeutet, dass dein Kind beim regelmäßigen Erwachen in der Nacht alleine wieder in den Schlaf findet. Schläft es also nicht durch, wird es vielleicht davon wach, dass sich gegenüber der Einschlafsituation etwas geändert hat. Aber alleine einzuschlafen ist von einem Kleinkind auch viel verlangt und manchen Kindern liegt es einfach eher im Wesen als anderen. Wenn dein Kind alles hat, was es zum Durchschlafen braucht:
- ein paar Schnuller (wenn genommen)
- Wasserfläschchen
- Kuscheltier, zu dem es eine starke Beziehung aufgebaut hat
- eine Bettchen, in dem es sich nicht weh tun oder herausfallen kann
- ein dezentes Nachtlicht, das Umrisse im abgedunkelten Zimmer die ganze Nacht erkennen lässt
dann ist irgendwann die Zeit gekommen, das alleine einschlafen zu üben. Mit beiden Kindern habe ich damit noch vor dem zweiten Geburtstag begonnen und in beiden Fällen waren die Ergebnisse verblüffend erfolgreich. Hierbei bin ich in folgenden Schritten vorgegangen, wobei der gesamte Prozess durchaus ein paar Wochen dauern kann. Aber was sind ein paar Wochen, wenn du anschließend endlich wieder durchschlafen kannst?
Schritt 1: im eigenen Bett einschlafen mit Begleitung
Meine Kind sollten lernen, im eigenen Bett einzuschlafen. Anfangs noch, während ich dazu Einschlaflieder gesungen und gleichzeitig durch die Gitterstäbe Händchen gehalten habe. Als das solide klappte, habe ich erst das Singen und dann das Händchen halten eingestellt. Bei meiner Tochter interessanterweise erst das Händchen halten und dann das Singen, aber sie brauchte auch immer etwas weniger Körperkontakt als der Sohn. Schaue danach, was dein Kind wirklich braucht und reduziere nach und nach.
Schritt 2: kurz das Kinderzimmer verlassen – und zurückkommen!
Wenn das Kind im Bett liegt, muss Mama mal Pipi! Erkläre deinem Kind, dass Mama dringend auf die Toilette muss und dann gleich wieder kommt. Lass die Zimmertür offen, das Licht im Flur an. Lass dein Kind hören, wo du bist oder unterhalte dich weiter mit ihm vom Badezimmer aus. Und vor allem: wenn du sagst, du kommst wieder, musst du das unbedingt auch einhalten. Sogar wenn, oh Wunder, dein Kind sich nicht lauthals beschwert. Es muss wissen, dass es sich immer auf dein Wort verlassen kann. Erfinde jeden Abend Ausreden, weswegen du dein Kind kurz alleine lassen musst. Vielleicht musst du sein Lieblingskuscheltier noch aus dem Wohnzimmer holen oder das Wasserfläschchen frisch machen. Dein Kind wird den Schrecken davor verlieren, kurz in seinem Bett in seinem abgedunkelten Zimmer alleine zu sein, denn Mama kommt ja immer gleich wieder.
Schritt 3: Abwesenheitszeiten und -häufigkeiten verlängern – und erklären!
Sobald du wieder da bist, übernimmst du die gewohnte Einschlafbegleitung, solange das Kind dabei in seinem Bett verbleibt. Reduziere dabei deine Beteiligung nach und nach so stark wie möglich. Alles, was es jetzt noch braucht, wird es auch beim nächtlichen Erwachen wieder einfordern. Wenn dein Kind schon richtig schläfrig ist, flüsterst du ihm zu, dass du noch mal aufs Klo oder was holen musst und gleich wieder kommst. Die ersten Male wird es dazu führen, dass dein Kind wieder wach wird. Aber du hältst dich auch jetzt wieder an dein Wort und kommst immer wieder zurück, verlängerst aber nach und nach deine zeitliche Abwesenheit. Es wird dazu führen, dass dein Kind irgendwann plötzlich eingeschlafen ist, obwohl du gerade nicht im Raum warst. Ein toller Erfolg, den du ab jetzt ausbauen kannst, um dir ein großes Stück eigener Freiheit zurückzuholen.
Schritt 4: das Kind fühlt sich auch ohne Mama wohl und sicher
Verlängere die zeitlichen Abstände weiter, auch z.B. das Ausräumen einer Spülmaschine eignet sich hervorragend, weil dein Kind die Tätigkeit kennt und zudem aus der Ferne dabei zuhören wird, wie du mit Geschirr klapperst. Es weiß dann genau, wo du bist und warum du gerade nicht da sein kannst. Entgegen meiner Vorstellung, dass es im Haus möglichst leise sein sollte, hat es meine Kinder immer sehr beruhigt, gewohnte Geräusche zu hören oder zu hören, wie Mama und Papa sich unterhalten. Die Tür zum Kinderzimmer geöffnet zu lassen, gab unseren Kindern in dem Prozess sehr viel Sicherheit.
Schritt 5: erkläre deinem Kind, warum du nicht die ganze Zeit bleiben kannst
Erkläre deinem Kind beim Zubettgehen, was du noch alles im Haushalt machen musst, damit es versteht, dass du noch mal weg musst. Sogar mit knapp Zweijährigen kann man schon einen Deal aushandeln. Ein Schlaflied, danach muss Mama noch Wäsche aufhängen und dann kommt sie noch mal wieder. Später kannst du dazu übergehen zu sagen, du schaust später noch mal rein oder du schaust nach dem Kind, wenn du selbst ins Bett gehst. Auch wenn dein Kind keinen zeitlichen Bezug dazu hat, wird es sich dadurch sicherer fühlen. Denn es war jetzt ja schon so oft kurz alleine, es war gar nicht schlimm und Mama kommt ja immer wieder zurück.
Einschlafen und durchschlafen sind eng miteinander verknüpft
Das Durchschlafen wird sich von alleine einstellen, wenn das Einschlafen in der gleichen Umgebung bei den gleichen Bedingungen klappt. Es dauert eine Weile, aber so hast du gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Denn du verbringst jetzt nicht deinen halben Feierabend mit Einschlafbegleitung und kannst nachts auch endlich mal wieder durchschlafen!
Das Einschlafen fällt dir selbst auch schwer? Es ist auch alles andere als kinderleicht, gerade wenn der Mental Load und viele Termine dich nicht zur Ruhe kommen lassen. Lies hier meine Einschlaftipps für Erwachsene!